Azubis haben Spaß am Handfesten
Hachenburg. Drucken, Falzen, Heften – in der Druckerei Hachenburg werden tagtäglich Zeitschriften, Prospekte, Kataloge und vieles mehr produziert. Zu den rund 100 Mitarbeitern gehören unter anderem auch die drei Auszubildenden Michelle Brenner, Hannah Kraus und Michael Stahlhofen. Alle drei haben in diesem Jahr am Rhein-Zeitungs-Projekt „Zeitung lesen macht Azubis fit“ (ZeiLe) mitgemacht. Seit September haben Sie täglich die Zeitung bekommen und mussten sich regelmäßigen Wissenstests der Universität Koblenz- Landau stellen. Noch ein abschließender Allgemeinbildungstest steht aus, dann endet am Monatsende auch das Zeitungsabo. Hannah Kraus wird die tägliche Lektüre vermissen: „Es ist schön, jeden morgen die Zeitung auf dem Tisch liegen zu haben – früher musste ich mir sie immer nachmittags von den Nachbarn ausleihen – aber das macht keinen Spaß“. Die junge Mutter eines zweijährigen Sohnes ist im zweiten Lehrjahr zum Medientechnologe Druckverarbeitung, wie der Beruf „Buchbinder“ heutzutage heißt. Ihre Leidenschaft für Print hat sie über ein Praktikum schließlich zur Druckerei Hachenburg gebracht. Für sie ist Zeitunglesen ein Gefühl: „Der Geruch der Druckerschwärze, das Rascheln – das kann kein Bildschirm ersetzen. Außerdem würde der Bildschirm es auch nicht so gut vertragen, wenn mein Kleiner draufschlägt, weil er meine Aufmerksamkeit will“, witzelt Kraus. Während Michelle Brenner ähnlich denkt, sieht ihr Azubikollege Michael das etwas anders – er hat die Zeitung gerne auf seinem Handy gelesen, auch wenn er zugibt, dass der Bildschirm etwas klein ist. Egal ob online oder direkt aus dem Blatt, die letzten Monate waren für die Drei geprägt von intensiver Zeitungslektüre. Denn bei den ZeiLe-Tests wurden Fragen gestellt, die sich auf alle Textarten und Teile der Ausgaben beziehen konnten. Das war teilweise ziemlich kniffelig für die Azubis: „Manchmal war ich mir sicher, den Text gelesen zu haben, aber konnte die Frage trotzdem nicht beantworten“, so Brenner. Auch Personalerin Anja Schürg stellte ihr Wissen bei den Tests auf die Probe: „Da merkt man erst mal, wie gründlich man Texte eigentlich liest und wie wenig oder wie viel dabei im Gedächtnis hängen bleibt.“ Die Ergebnisse der Azubis, die nur teilweise eine Verbesserung zeigten, sieht sie deshalb nicht ganz so streng. Allgemeinbildung sei dennoch wichtig und bei Bewerbern achte das Unternehmen auch schon auf gute Noten. „Sie sollen die Prüfungen ja auch schaffen“, meint Schürg. Wichtiger sei allerdings, dass man sich beim Praktikum gut anstellt. „Hier läuft mittlerweile vieles Maschinell, das muss einem liegen“, erklärt sie. Stahlhofen, der seine Ausbildung als Medientechnologe Druck absolviert, macht die Arbeit an den großen Maschinen Spaß: „Es ist sind zwar die gleichen Handgriffe, aber dennoch ist es abwechslungsreich – jeden Tag wird was anderes gedruckt.“ Auch Brenner schaut regelmäßig im Druckhaus vorbei, um sich das anzuschauen, was sie als Mediengestalterin vorher noch auf dem Bildschirm hatte. „Für mich ist das immer wieder ein Highlight, das fertige Produkt zu sehen“, meint die 21-Jährige. Wie ihre beiden Azubikollegen weiß sie, dass das Druckereigewerbe schwierig ist, aber Brenner kennt auch die Vorteile des Handfesten: „Kein Virus kann mein Buch plattmachen.“
Das Projekt „Zeitung lesen macht Azubis fit“ (ZeiLe) wird gefördert vom Verband der Zeitungsverleger in Rheinland-Pfalz und Saarland sowie dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur Rheinland-Pfalz. Kooperationspartner ist die Industrie- und Handelskammer Koblenz. Weitere Informationen im Internet: www.rhein-zeitung.de/azubiprojekt
Christina Nover
Mit freundlicher Empfehlung der Rhein-Zeitung, 19.6.2013