… dann investierte Gisela Greskamp, die Geschäftsführerin der Druckerei Hachenburg im gleichnamigen Städtchen im Westerwald, in die Klebebindung und baute die Weiterverarbeitung im Unternehmen zur vollausgestatteten Buchbinderei aus. Jetzt werden die Broschüren und Kataloge, die die Druckerei für verschiedene Industriekunden produziert, komplett inhouse gefertigt – und allein Logistikkosten von bis zu 18000 Euro eingespart.
Gisela Greskamp hat ihre Zahlen im Griff. Routiniert analysiert sie, was eine Investition in neue Technik bringt, welche konkreten Einsparungen sich dadurch erzielen lassen, welche Folgekosten sie nach sich zieht und welche internen Anpassungen dafür nötig sind. Wer die Geschäftsführerin der Druckerei Hachenburg von etwas überzeugen will, braucht entsprechend stichhaltige Argumente. „Ich kann mich durchaus für Technik begeistern“, sagt Greskamp von sich selbst. „Aber man braucht eben auch die entsprechenden Aufträge, damit sich die Investition rechnet.“
Eigene Klebebindung
Genau das war auch immer die Antwort an den Abteilungsleiter Weiterverarbeitung Volker Becker, der schon länger für einen Ausbau der Buchbinderei plädiert hat. Eine eigene Klebebindestraße war das Ziel. Auch der Vertrieb sprach sich für die hausinterne Lösung aus. Greskamp blieb geduldig: „Wenn das Volumen da ist, mit dem sich eine Klebebindelinie rechnet, investieren wir.“
Das Volumen ist jetzt da. Und es wächst. Produziert werden in der Regel Broschuren und umfangreiche Kataloge, unter anderem aus den Bereichen Medizin-, Installations- und Gebäudetechnik. 600 bis 700 Seiten umfassen die Werke teilweise, sie erscheinen in den unterschiedlichsten Sprachvarianten und sind oft aufwändig mit Registerstanzungen produziert.
Warum sind gerade solche Nachschlagewerke noch nicht komplett ins Internet abgewandert? Ist doch viel günstiger. „Die Handwerker wollen das nicht“, sagt Gisela Greskamp. „Wenn Sie wissen, wie es auf so einer Baustelle zugeht, dann wissen Sie, dass da ein Smartphone nicht viel Sinn macht. Das ist zu klein und der Baustaub tut den Geräten auch nicht gut. Da ist Print unempfindlicher.“ Bis zu 50000 Exemplare werden produziert, in der Regel sind es aber zwischen 1000 und 20000 Exemplare, die sich teilweise in bis zu 18 verschiedene Sprachversionen aufteilen.
Inzwischen werden diese Volumina nicht nur inhouse gedruckt, sondern auch komplett verarbeitet. Lediglich Spezialitäten wie die Registerstanzung werden weiterhin außer Haus gegeben. Ansonsten ist die Druckerei Hachenburg in der Druckweiterverarbeitung mit vier Falzmaschinen, einem Sammelhefter und seit Anfang des Jahres eben auch mit der Klebebindestraße ziemlich autark.
Gelegenheit genutzt
Die Anlage, wie sie jetzt bei der Druckerei Hachenburg im Einsatz ist, hat Karl-Josef Gilles verkauft. Der Verkaufsberater der Horizon GmbH in Quickborn punktete mit einer Klebebindelinie CABS-4000S, die die Druckerei Hachenburg von einem anderen Kunden generalüberholt übernehmen konnte. Das System basiert auf dem vollautomatischen Klebebinder SB-09S. Hinzu kommt die modulare Falzbogen-Zusammentrag-Maschine MG-600 mit 18 Stationen sowie der Dreimesserautomat HT-110. Insgesamt läuft das System mit bis zu 4000 Takten pro Stunde.
Diese Laufleistung passt aus Sicht von Gisela Greskamp sehr gut zum Auftragsaufkommen des Unternehmens. „Wir haben eher selten die lang laufenden Jobs. Dafür steigt die Vielfalt der Aufträge“, erklärt die Geschäftsführerin. Trotzdem sind auch schon Auflagen bis zu 40000 Exemplare über das System gelaufen.
Auch wenn das System neben PUR-Leim auch die Option für Hotmelt bietet, kommt laut Volker Becker eigentlich nur PUR zum Einsatz, zumal die Kataloge, die bei Hachenburg produziert werden, eine hohe Haltbarkeit verlangen.
Fremdkosten gespart
Es sind vor allem die zeitlichen Vorteile, die Gisela Greskamp und ihr Team in der eigenen Klebebindung sehen: „Wir befinden uns im Westerwald“, erklärt die Geschäftsführerin. Und so idyllisch diese Lage auch ist, sie bedeutet eben auch eine Stunde Fahrzeit zum Buchbinder. Minimum. Das kostet Zeit und Geld, vom ökologischen Aspekt ganz zu schweigen. 18000 Euro allein an regulären, jährlichen Transportkosten zum Buchbinder spart das Unternehmen jetzt durch die Investition, Sonderfahrten, die nötig waren, wenn es sich um besonders terminkritische Aufträge handelte, gar nicht gerechnet. Auch hinsichtlich Koordination und Abstimmung der einzelnen Prozesse hat die Inhouse-Lösung Vorteile. „Mit externen Partnern habe ich nun mal erheblich mehr Aufwand, als wenn ich hier im Haus einfach eine weitere Kostenstelle habe. Die erledigt der Disponent gleich mit“, erklärt Gisela Greskamp. Selbst das Verpacken der Paletten hat sich vereinfacht. Natürlich müssen die Produkte nach wie vor verpackt und abtransportiert werden, aber die Falzbogenpaletten, die früher zum Buchbinder gingen, sind weitaus aufwändiger zu verpacken als ordentlich gestapelte Kartons mit den gebundenen Endprodukten darin.
Hinzu kommt, dass sich diese Erweiterung der hauseigenen Buchbinderei mit dem vorhandenen Personal abdecken ließ. Tatsächlich können die Mitarbeiter nun besser ausgelastet werden. „Früher war es für die Buchbindereimitarbeiter schwierig, wenn wir viele Klebebindeaufträge hatten, die wir fremdvergeben hatten, aber wenig für die Sammelheftung. Heute steht vielleicht der Sammelhefter mal für eine Schicht, dafür läuft der Klebebinder“, erläutert Gisela Greskamp. Und die Mitarbeiter arbeiten gerne an der Maschine. Eine Mitarbeiterin hat sich besonders für den Klebebinder engagiert und wollte unbedingt an der neuen Anlage arbeiten. Sie ist mittlerweile Maschinenführerin für die CABS-4000S und nach Aussage von Volker Becker „voll dabei“. Auch Gisela Greskamp ist zufrieden. „Wir haben fast die komplette Wertschöpfungskette ins Haus geholt – die richtige Entscheidung“, stellt die Geschäftsführerin fest.
Mit freundlicher Empfehlung des Deutschen Druckers, Nr. 25/26 2017 und Autorin Martina Reinhardt, 7.12.2017